um 1890
Ein Sonettenkranz
zu Ehren der allerseligsten
Jungfrau
und Gottesmutter Maria
und des heiligen Geistes.
Amen.
O heil’ger Geist, gieb meiner
Harfe Saiten
Heut zarten Wohllaut! Laß auf
Andachtsschwingen
Mein Lied empor zum
Himmelsdome dringen,
Wo Engelchöre jauchzend Palmen
spreiten,
Wo Seraphim der
Hochgebenedeiten
In sel’ger Lust ihr „Salve,
salve!“ singen!
O laß ein Preislied auch dem
Staub gelingen,
In frommer Minne sich die
Seele weiten!
Er, der auf seine Magd
herniederschaute
Und sie erwählt zu unerhörter
Ehre,
Der seine Braut mit Gnaden
übertaute,
Daß sie im Sohn das Weltenheil
gebäre –
Er gebe Kraft dem zagen
Menschenlaute,
Daß auch mein Sang Mariens Lob
vermehre.
Christe, erbarme dich unser!
Herr, erbarme dich unser!
Die Menschheit irrte vor
verschlossnen Thoren
Des Paradieses auf des Elends
Pfaden,
Mit Kreuz und Not, mit Sünd
und Fluch beladen,
Verstoßen, für die Ewigkeit
verloren –
Da hat Gott selbst zur Rettung
auserkoren
Die Jugfrau zart, die
unberührt vom Schaden
Erbsünd’ger Schuld, ganz rein
und voll der Gnaden,
Aus ihrem Schoß Erlösung ihr
geboren.
O unermessne Huld, die selbst
nicht schonte
Des eignen Sohns aus
göttlichem Erbarmen,
Der, Fleisch geworden, unter
Menschen wohnte,
Am Kreuz die Welt umfing mit
Liebesarmen –
Er, der von ewig her beim
Vater thronte! –
O laß zur Gegenlieb mein Herz
erwarmen!
Christe, erhöre uns!
Jesus, sei gnädig meinem
Unterfangen,
Die Mutter dein in Liedern zu
begrüßen!
Ein heil’ger Ruf, ein Drang
mich singen hießen:
So soll mir ums Gelingen auch
nicht bangen.
Ich will mit ihnen ja nicht
eitel prangen,
Mir nur Mariens Mutterherz
erschließen.
Laß denn dein Licht in meine
Seele fließen,
Daß Kraft sie mög’ zum
heil’gen Sang erlangen!
Kein Irdisches den Himmelsflug
mir störe,
Daß meiner Minne Lieder würdig
klingen;
Kein dünkelhafter Sinn den
Geist bethöre!
Du gabst das wollen, gieb auch
das Vollbringen,
Herr Jesu Christ, o hör mich
und erhöre,
Der du bist mächtig selbst in
dem Geringen!
Gott Vater vom Himmel,
Gott Sohn, Erlöser der Welt,
Gott Heiliger Geist!
Heilige Dreifaltigkeit, ein
einiger Gott!
Erbarme dich unser!
Dem Vater Preis, der, uns vom
Tod zu retten,
Ein Menschenkind zur Tochter
sich erwählte
Und seinem Geist als Braut sie
anvermählte,
So Erd’ und Himmel innig zu
verketten.
Dem Sohne Preis, der von des
Himmels Stätten
Stieg auf die Erd’, die sünd-
und leidgequälte,
Der zu den Menschenkindern
selbst sich zählte
Und litt und starb, daß wir
das Leben hätten.
Dem Geist auch, der als
Tröster uns gegeben,
Auf daß wir Sünder nicht als
Gottverwaiste
Elend erlägen in dem
Heilerstreben.
Marias Hilf und Gnad’ und
Beistand leiste,
Daß wir dereinst zur Glorie
uns erheben
Bei Gott dem Vater, Sohn und
heil’gen Geiste!
Heilige Maria,
bitte für uns!
Heil’ge Maria! Zarte Minne
regte
Mich an zu diesem frommen Lobgesange:
Freudig drum folg’ ich süßem
Herzensdrange,
Der in den Mund mir diese
Weisen legte.
Du weißt, wie gern ich deinen
Ruhm stets pflegte,
Wie mancher Seufzer ward zum
Liedesklange,
Wenn vor Begeistrung glühte
Aug’ und Wange
Und sich der Geist zu hohem
Flug bewegte.
Und ist auch schüchtern in der
Brust verhalten
Und ungesungen mein Gesang
geblieben –
Die Liebe doch konnt’ nimmer
drin erkalten.
Nimm, Mutter, was zur Blüte
nun getrieben:
So einfach sich die Blätter
auch gestalten –
die Liebe hat sie mir ins Herz
geschrieben.
Heilige Gottesgebärerin,
Heilige Jungfrau aller
Jungfrauen,
bitte für uns!
Du heil’ge Mutter! Würd es
mehr dich ehren,
Wenn ich dich pries als
Jungfrau der Jungfrauen,
In deren Antlitz ewiglich zu
schauen
Die Engel selbst in sel’ger
Lust begehren?
Du heil’ge Jungfrau! Könnt’
dein Lob sich mehren,
Wenn von der Erde Schuld und
Todesgrauen
Empor zu deinen lichten
Sternenauen
Zu dir als Mutter sich die
Kinder kehren?
Gleich köstlich und erhaben
vom Dreieinen
Bestimmt sind deiner
Doppelwürde Lose,
Die sich in dir, der
Jungfrau-Mutter, einen:
Den Gottessohn im
jungfräulichen Schoße,
Bliebst du die Reinste unter
allen Reinen,
Die Lilie rein, die allzeit
makellose!
Mutter Christi,
bitte für uns!
„Du wirst durch Gottes Kraft
ein Kind empfangen,
Das wird der Sohn des
Allerhöchsten heißen
Und einst sein Volk dem ew’gen
Fluch entreißen.“
„Mir soll geschehn nach
göttlichem Verlangen.“
O süßer Bund, den du bist
eingegangen!
Nun wird erfüllet, was der Herr
verheißen,
Nun wird die Welt, solang’ die
Sterne gleißen,
An dir als Christi Mutter
hoffend hangen.
Denn Jesus Christ, der nach
dem Sündenfalle
Als Heil der sünd’gen
Menschheit war beschieden,
Er ward geboren dir in
Bethleh’ms Stalle,
Und Segen blühte wiederum
hienieden.
Vom Himmel hoch scholl’s überm
Erdenballe:
„Die Ehr’ sei Gott und allen
Menschen Frieden!“
Mutter der göttlichen Gnade,
bitte für uns!
Unsel’ge Schuld, die wir als
Adams Erben
Zugleich mit ihrer Strafe
überkommen!
Das Gottbild in der Seele ganz
verschwommen,
Der schöne Leib ein
weggeworfner Scherben,
Des Siechtums Beute und
bestimmt zu sterben,
Gleichwie der Tag, wenn ihm
sein Licht verglommen.
Dem Menschen war der Gnade
Hort genommen –
wer soll sie sühnend ihm
zurückerwerben?
Da kam nach Gottes ew’gem Rat
und Wollen
Der Sohn, die ganze Schuld auf
sich zu laden,
Kam aus der Jungfrau rein, der
gnadenvollen.
So ward Maria Mutter uns der
Gnaden:
Denn ihrem Herzen ist das Blut
entquollen,
Worin die Seelen himmelrein
sich baden.
Du reinste Mutter,
bitte für uns!
Rein, wie ein Strahl vom
reinsten Sonnenlichte,
Wie Heva rein, eh sie, der
Gotheit Züge
Entstellt vom gift’gen Hauch
der Teufelslüge,
Sich barg vor ihres Schöpfers
Angesichte –
So schuf dich Gott, daß er die
Feindschaft schlichte,
Dich neue Heva, deren Schoß
einst trüge
Den Starken, der der Schlange
Macht zerschlüge
und machte Gottes Rachezorn
zunichte.
Rein strahlt dein Tugendkranz,
den nie bestaubte
Ein Stäubchen nur armsel’ger
Menschenkleinheit;
Kein leiser Anhauch jemals
dich beraubte
Des Blütenschmelzes höchster
Engelreinheit!
Rein glänzt die Sternenkron’
auf deinem Haupte,
Du Wunderwerk der heiligsten
Dreieinheit!
Du keusche Mutter,
Du ungeschwächte Mutter,
Du unversehrte Mutter,
bitte für uns!
Du reinste Mutter, frei von
allen Sünden,
Die jedem Reiz der Sinnenwelt
selbst wehrte
Und nichts als nur das
Himmlische begehrte!
Du Keuscheste im Sinnen und
Empfinden!
Konnt’ je sich
Ungleichförm’ges so verbinden:
Du bliebst als Mutter auch die
unversehrte,
Die ungeschwächte Jungfrau! –
Wenn’s nicht lehrte
des Engels Wort – wer wollte
es ergründen!
O lichter Stern im dunkeln
Erdenthale!
Von allen Kreaturen – keine,
keine
Ist rein wie du, rein gleich
dem Sonnenstrahle!
Du bist aus jenem
überird’schen Steine
Die reinste wundersame
Opferschale,
Worin einst Jesu Leib geruht,
der reine!
Du liebliche Mutter,
bitte für uns!
Wie lieblich ist des Himmels
Sterngefilde,
Wenn Milliarden Funken ihm
entglühen;
Wie lieblich sind die tausend
lenzesfrühen
Marienblümlein auf dem
Wiesenschilde!
Gar lieblich ist der Mai, der
holde, milde,
Und lieblich ist’s, wenn Ros’
und Lilie blühen
Und süße Düfte auf die Beete
sprühen.
Wie lieblich sind die schönen
Fruchtgebilde!
Doch lieblicher als goldner
Sterne Auen,
Als Ros’ und Frühling ich ein
andres finde,
Ein holdes Bild, bei dessen
frommen Schauen
Vom Auge fällt des bangen
Zweifels Binde,
Das Herz sich füllt mit
seligem Vertrauen:
Es ist die Mutter mit dem
Jesukinde.
Du wunderbare Mutter,
Du Mutter des Schöpfers,
bitte für uns!
Im Anfang war das Wort. – Ihm,
aller Dinge,
Die sind und waren, Ursprung,
Sein und Leben,
Ihm hat Maria Fleisch und Blut
gegeben,
Daß es als Gottmensch ihrem
Schoß entspringe.
Des eignen Schöpfers Mutter! –
Seele, dringe,
So tief du magst, in deines
Gottes Weben,
Hier siehst du der Natur nur
widerstreben
Die Wunderthat: drum in den
Staub dich zwinge!
Kann das Geheimnis ich auch
nicht erkennen,
Will ich, Maria, dich als
wirklich wahre
Gebärerin des Schöpfers froh
bekennen,
Und demutsvoll an deinem
Weihaltare,
Bewundernd deine Würde, Mutter
nennen,
Des Schöpfers Mutter dich, die
wunderbare!
Du Mutter des Erlösers,
bitte für uns!
„Der Magd gescheh’, wie deine
Worte künden.“
Sprachst du zum Gottesboten
ohne Schwanken,
Und schufst zut That den
ew’gen Gottgedanken,
Die Menschheit zu befrein von
ihren Sünden.
In Nacht und Todesschatten wir
noch stünden,
Wenn du erschlossen nicht des
Himmels Schranken:
Drum soll, Maria, würdig dir
zu danken,
Lobsingend Erd’ und Himmel
sich verbünden.
Ihr Sel’gen in den lichten
Himmelshallen,
Stimmt an das Lied in
jubelnden Accorden
Und laßt zum Erdenrund es
niederhallen!
Vom Auf- zum Niedergang, vom
süd zum Norden
Soll unser Dank, Maria, dir
erschallen,
Die Mutter des Erlösers du
geworden!
Du weiseste Jungfrau,
bitte für uns!
Gott, der den Gnadenschatz dir
nicht beschränkte,
Als er an dich, der Erde Weib,
sich wandte,
Dich zur erhabnen Gottesbraut
ernannte
Und mit dem reinsten
Brautschmuck dich beschenkte –
Gott seiner ew’gen Weisheit
Strahlen senkte
In deine Seele, in die
liebentbrannte,
Daß sie der Welterlösung Plan
erkannte
Und all ihr Lieben auf die
Menschheit lenkte.
Weiseste Frau! Du Wunder allen
Weisen!
In der geruht das Wort, das
gottgezeugte,
Die Weisheit selbst, die Erd’
und Himmel preisen,
Das Licht, das alle Finsternis
verscheuchte –
Gieb, daß es auf des Lebens
dunkeln Gleisen
Und sichre Führung sei und
Licht und Leuchte!
bitte für uns!
Der alles, was da lebt,
erfüllt mit Segen,
Ihn hast du an der Mutterbrust
genähret;
Der selbst die Weisheit, ihn
hast du gelehret
Und ihn geführet auf der
Kindheit Wegen.
Vor dem die Kön’ge in den
Staub sich legen,
Er, dessen Macht und Willen
ewig währet –
Dir unterthan! – So hat dich
Gott geehret,
Ehrwürd’ge Jungfrau, deiner
Würde wegen!
Maria, sieh auch uns zu deinen
Füßen,
Die wir im Thal der Mängel
hier noch wallen,
Mit allen Sel’gen würdig dich
zu grüßen!
Und ist’s auch nur ein
kindlich frommes Lallen,
Laß uns Armsel’gen doch den
Trost, den süßen,
Daß unsre Lobgesänge dir
gefallen!
Du lobwürdige Jungfrau,
bitte für uns!
Ehrwürdig bist du ob der hohen
Würde,
Zu der dich der Dreiein’ge hat
erhoben,
Mit seiner Gnadensonne Glanz
umwoben;
Lobwürdig du ob eigner Tugend
Zierde:
Welch süße Lust war dir die
Mutterbürde!
Und deine Heiligkeit den
Engeln droben
War Freude und Entzücken. Sie
zu loben,
Ist meiner Seele wonnige
Begierde.
Hell blüht in deines Herzens
Heiligtume
Gläubige Demut, Frömmigkeit
und Güte;
Drin glänzt die Reinheit als
die schönste Blume.
und deine Liebe, die die Brust
durchglühte,
Gereicht nicht minder dir zu
höchstem Ruhme! –
„Daß wie dein Priester deinen
Ruhm ich hüte!“
Du mächtige Jungfrau,
bitte für uns!
Du mächt’ge Jungfrau!
Furchtlos, ohne Zagen
Sieh deiner Kinder Schar an
dich sich wenden:
Du kannst in aller Not uns
Hilfe senden,
Kannst uns befrein aus allen
Elends Plagen.
Muß er, den unterm Herzen du
getragen,
Denn deiner Fürbitt’ nicht
Erhörung spenden?
Wo könnte deine Muttermacht
wohl enden –
Kann doch ein Sohn der Mutter
nichts versagen.
Und dieser Sohn, den du ans
Herz durft’st pressen,
Ist Gott, der Kön’ge König,
hehr und prächtig
Sein Reich und seine Macht!
Wer kann sie messen?
So nah’ ich voll Vertraun. Ein
fromm andächtig
Gebet ist eitel nicht und
nicht vermessen:
Im Sohn bist, Jungfrau, du ja
übermächtig!
Du gütige Jungfrau,
bitte für uns!
Wie sehr ums Menschenheil dein
Herz sich zehrte,
Das, ob es gleich für ew’ge
Keuschheit glühte
Und sorgte im jungfräulchen
Gemüte,
Sich doch zur Mutterschaft
bereit erklärte!
„Sie haben keinen Wein!“ Wie
zart begehrte
Dein Herz doch, das um Kleines
selbst sich mühte,
Beistand von deinem Sohn, der
solche Güte
Auch göttlich durch sein
erstes Wunder ehrte.
So kannst, so willst du uns auch
Hilfe leisten;
In dir ist Wille mit der Macht
vermählet.
Drum wollen wir zu flehen uns
erdreisten:
Verleih, daß Tugend unser Herz
beseelet,
und, güt’ge Jungfrau, bitt für
uns am meisten,
wenn’s mal am Wein der Gnade
bei uns fehlet!
Du getreue Jungfrau,
bitte für uns!
Gedenk, Maria, wie es nie
erhöret,
Daß jemand, der sein Flehn an
dich gerichtet
Und Beistand suchend sich zu
dir geflüchtet,
Trostlos, verlassen wäre
heimgekehret.
Du hast als treue Jungfrau
dich bewähret,
Siegreich der Hölle Arglist
stets vernichtet,
Der bangen Seele Dunkel hell
gelichtet,
Das Herz beraten, wenn es
leicht bethöret. –
Auf dich will ich mein ganzes
Hoffen setzen,
Der seufzend ich vor dir als
Sünder stehe.
O teil mir mit von deiner
Gnade Schätzen!
des ew’gen Wortes Mutter,
nicht verschmähe
Du meine Worte! Mich mit Trost
zu letzen,
Hör und erhör mich, da ich zu
dir flehe!
Du Spiegel der Gerechtigkeit,
bitte für uns!
Jungfrau, entstiegen du dem
Gnadenbronnen,
In hehrer Schöne strahlend,
ohnegleichen,
Vor deinem Glanz die Sterne
selbst erbleichen,
In ihm sich all des Himmels
Sel’gen sonnen!
Bei deinem Anblick fühlt der
Engel Wonnen,
Denn kein Geschöpf kann deine
Zier erreichen!
Du bist der Erde himmlisch
Wunderzeichen,
Von dem allmächt’gen Meister
selbst ersonnen!
Du, der Gerechtigkeit
vollkommner Spiegel,
O strahl entgegen meinen
trunknen Blicken
Und woll’ dein lichtes Bild
gleichwie ein Siegel
Mir als ein Vorbild in die
Seele drücken!
Und wenn sich öffnen einst die
Grabesriegel,
Laß mich dein Urbild ewiglich
entzücken!
Du Sitz der Weisheit,
bitte für uns!
Der Weisheit Lehre, die zum
Himmel führet,
Ein Wunderwerk, von Wundern
auch begleitet,
Durch alle Lande ist sie
ausgebreitet,
Von jeden Irrtums Gifthauch
unberühret.
Die Weisheit selber, die die
Welt regieret
Und, was in ihr, in Ordnung
hält und leitet,
Hat einst in deinem Schoß ihr
Zelt bereitet
Und es mit aller Schönheit
ausgezieret.
Du bargst nicht bloß die
Tafeln der Gesetze,
Die Richtschnur auf des Lebens
dunklem Pfade,
Du bargst den Träger selbst
der Weisheitsschätze
In deinem Schoß – die wahre
Bundeslade!
Du Sitz der Weisheit! Rat uns
und zersetze
Der Seele Dunkel durch des
Lichtes Gnade!
Du Ursache unserer Freude,
bitte für uns!
Jauchtz, Erde, auf in siegeshellen
Freuden
Und singe hochentzücket
Jubellieder:
Sieh, dein entschwundner
Frühling kehrte wieder,
Vorbei, vorbei sind alle
Winterleiden!
Die Welt wird sich in neue
Blüten kleiden;
Es träufelt Friedenstau auf
sie hernieder
Und Heil auf der erlösten Menschheit
Glieder:
Der Engel sang’s den Hirten
auf den Weiden.
Und du, Maria, bist der Sonne
Quelle,
Ursache unsrer Freud’: dein
Schoß ja brachte
Uns Armen Heil an der
Verwerfung Schwelle.
Das Kind, das deine
Mutterlieb’ bewachte,
Gab sich zur Sühne dar an
unsrer Stelle –
O gieb, daß ewig ich des
Dankes achte!
Du geistliches Gefäß,
bitte für uns!
Geistlich Gefäß, in dessen
Blutquell tauchte
Das ew’ge Wort, sih in den
Leib zu kleiden,
Den es, in nichts von uns zu
unterscheiden,
Sühnend zum Leiden und zum
Sterben brauchte!
Gefäß, woraus wie Opferwolken
rauchte
Des Mutterherzens Lieben,
Beten, Leiden,
Ein Opfer hehr, woran sich
Engel weiden!
Heil’ges Gefäß, das Gottes
Geist durchhauchte!
Edle Monstranz, worin wahrhaft
zugegen
Der Menschengott war, der einst
als Brot des Lebens
Uns Zehrung sei auf unsern
Lebenswegen,
Der Lebensodem gottgefäll’gen
Strebens.
O Wunderschale, schütte deinen
Segen
Auf uns herab – laß uns nicht
flehn vergebens!
Du ehrwürdiges Gefäß,
bitte für uns!
Ehrwürdiges Gefäß! In dir
verschlossen
Lag einst der Heiland, wie im
heil’gen Grale,
Als seinen Opferleib beim
Ostermahle
Er gab den zwölften, seinen
Tischgenossen!
Ehrwürd’ge Schal’, worein das
Blut geflossen
In seinem letzten rosenfarbnen
Strahle,
Das du, o Gotteslamm, am Kreuzespfahle
Vom Speer durchbohrt zur Neige
hast vergossen!
Du heiliges Gefäß, ehrwürd’ges
Becken,
Worin der heil’ge Leib, das
Blut entsprungen,
Der Himmel Wonne und der Hölle
Schrecken!
Sieh deine Christenschar
ehrfurchtdurchdrungen
Zu dir empor die Arme betend
strecken:
Sie preiset dich in aller
Völker Zungen!
Du vortreffliches Gefäß der
Andacht,
bitte für uns!
O Herz Mariä! All dein
Dichten, Trachten
Galt Jesus nur allein, dem
lieben Sohne.
Sein Anschaun ließ der Erde
Ehr’ und Krone,
Ließ allen eitlen Weltsinn
dich verachten.
Gieb, daß i unsern Herzen
auch, die schmachten
In Sündennot, des Himmels
Andacht wohne
Und daß wir in des Herren Jesu
Frone
Für nach dem höchsten
Himmelsziele trachten!
Gefäß der Andacht! Laß mich zu
dir beten,
Gedenken dein an jedem frühen
Morgen,
Wenn’s Glöcklein ruft, mein
Tagwerk anzutreten;
Wenn’s ruft am Abend, nach des
Tages Sorgen
Zum Himmel aufzuschaun, zum
sternbesäten –
Dann fühl’ ich mich in deinem
Schutz beborgen.
Du geistliche Rose,
bitte für uns!
Maria! Du geheimnisvolle Rose,
Die in Jehovahs Erdengarten
blühet,
Wie lieblich strahlt dein
Antlitz, gotterglühet
In unschuldreiner Liebe,
Makellose!
Wie labt der Duft aus deinem
Blätterschoße!
Ein Blick auf dich und alle
Weltlust fliehet;
Vorm leisen Hauch sich schon
zusammenziehet
Dein Purpurkelch – du
keuscheste Mimose!
dein Wohlgeruch das ganze Thal
erfüllet
Und reget in Entzückung mir
die Sinne,
Daß vor Beseligung die Seele
schwillet.
O Rose du der reinen
Gottesminne,
Die meines Herzens
Liebesdürsten stillet –
Bei deinem Schaun ich süßen
Trost gewinne.
Du Turm Davids,
bitte für uns!
Du fester Turm an Zions
Königshalle,
Nie überwältigt von des
Feindheers Wellen,
Die an der Kraft der Mauern
jach zerschellen,
Und wogten sie heran in mächt’gem
Schwalle!
Du widerstehst des Sturmbocks
Gegenpralle;
Mag die Balliste schwere
Blöcke schnellen,
Unnahbar selbst den Mächten du
der Höllen,
Bleibst unbezwinglich hinter
Wehr und Walle!
Turm Davids! Wild umwogt von
Feindesscharen
Muß mühsam kämpfen ich und
rastlos streiten –
Wer giebt mir Hilf’ in Heils-
und Todsgefahren?
O siehe mich bedrängt von
allen Seiten;
Ich flüchte mich zu dir: woll’
mich bewahren
In deiner Hut jetzt und in
alle Zeiten!
Du elfenbeinerner Turm,
bitte für uns!
Unruhig schwankt mein Schiff
auf hohem Meere,
Getriebn von den wilden
Wasserwogen,
Die hoch sich türmen in
gewalt’gen Bogen,
Sich überfallend, wie zwei
Feindesheere.
Und ringsum hat der Wolken
unheilschwere
Nachtfinsternis en Himmel
überzogen –
Kurslos, nicht sehend mehr die
Warnungsbojen,
Starr’ ich verzweifelnd in die
Luft, die leere.
Doch nein, da ragt auf hohem
Felsgesteine
Lichthell ein Turm empor! Ich
seh’ ihn blinken,
Er glänzt und strahlt von
reinem Elfenbeine!
Leuchtturm im Meer! Ich schau’
dein rettend Winken
Und folge deinem wundersamen
Scheine:
Mein Schiff wird nun nicht in
die Tiefe sinken.
Du goldenes Haus,
bitte für uns!
Vom Himmel, von des ew’gen
Vaters Throne
Stieg Gottes Sohn herab auf
unsre Erde,
Damit ein Mensch er mit den
Menschen werde,
Im selben Hause mit den
Brüdern wohne.
Zur Jungfrau kommt er, aller
Heil’gen Krone!
Der gute Hirt will sein bei
seiner Herde,
Wohnt in Mariens Schoß, doch
ohne Fährde
Der Reinheit, ihrer Würdigkeit
zum Lohne.
O goldnes Haus! Der König
aller Ehre,
Er weilt noch unter uns, in
unsrer Mitte,
Daß er mit seinem Fleisch und
Blut uns nähre:
Mit deiner Gnaden Gold uns
überschütte,
Daß gerne er in unsrer Herz
einkehre,
Ist’s gleich nur eine arme
Bettlerhütte!
Du Arche des Bundes,
bitte für uns!
Als die verstockte Menschheit
sich erfrechte,
Im Sündentaumel ihren Gott zu
hassen,
Da schwur der Herr, sie
gänzlich zu verlassen,
Schwur Untergang dem
frevelnden Geschlechte.
Dennoch erbarmte sich der
Allgerechte,
Da eine Arche er hat bauen
lassen,
Die trüg’ den Einen auf den
Wassermassen,
Der einst ein neu Geschlecht
der Erde brächte.
Noch einmal war sie reif des
ungeheuern
Vernichtungstods im Graus des
wasserschlundes,
Als aus Maria, Gottes Zorn zu
steuern,
Ein andrer Noah trat des neuen
Bundes,
Den Gott erkor, im Geiste zu
erneuern
Das Menschentum des armen
Erdenrundes.
Du Pforte des Himmels,
bitte für uns!
Du bist die Taube, die da kam
geflogen,
Den Ölzweig tragend, froher
Botschaft Kunde,
Daß endlich nah der Rettung
sel’ge Stunde,
Daß sich zum Brachfeld senkten
schon die Wogen.
Du bist der siebenfarb’ge
Regenbogen,
Den Gott ein Zeichen von dem
Friedensbunde
Gleich einer Brücke zu dem
Erdenrunde
Von dem versöhnten Himmel
hingezogen.
Du bist der Meerstern, der zum
sichern Porte
Führt, die von Kleinmut sind
und Angst betroffen.
Du bist Fürbitterin beim
ew’gen Worte!
Wir dürfen beten, dürfen
wieder hoffen –
Denn du, Maria, bist des
Himmels Pforte:
Heil uns! Uns steht der Himmel
wieder offen!
Du Morgenstern,
bitte für uns!
Freu, Erde, dich! Die Nacht
muß bald vergehen:
Taulüfte über Gras und Halme
streichen,
Die kalten Finsternisse
mählich weichen,
Schon ist das leichte
Morgengraun zu spähen.
Im heil’gen Osten sieh am
Himmel stehen
Des Morgensternes tröstlich
leuchtend Zeichen.
Indes die Nachtgestirne all
erbleichen –
Es kündet dir der Sonne
Auferstehen.
O Morgenstern! Du stilltest
das Verlangen
Der Frommen einst, ihr
sehendes Vertrauen,
Als du der Himmelssonn’
voraufgegangen:
O laß, wenn mich umfängt des
Todes Grauen,
O laß an dir mein brechend
Auge hangen,
Laß mich die ew’ge
Himmelssonne schauen!
Du Morgenstern,
bitte für uns!
Freu, Erde, dich! Die Nacht
muß bald vergehen:
Taulüfte über Gras und Halme
streichen,
Die kalten Finsternisse
mählich weichen,
Schon ist das leichte
Morgengraun zu spähen.
Im heil’gen Osten steh am
Himmel stehen
Des Morgensternes tröstlich
leuchtend Zeichen.
Indes die Nachtgestirne all
erbleichen –
Es kündet dir der Sonne
Auferstehen.
O Morgenstern! Du stilltest
das Verlangen
Der Frommen einst, ihr
sehendes Vertrauen,
Als du der Himmelssonn’
vorausgegangen:
O laß, wenn mich umfängt des
Todes Grauen,
O laß an dir mein brechend
Auge hangen,
Laß mich die ew’ge
Himmelssonne schauen!
Du Heil der Kranken,
Du Zuflucht der Sünder,
Du Trösterin der Betrübten,
bitte für uns!
O Mutter, liebreich allen
Hilf’ erzeige,
Die siech und krank: du bist
das Heil der Kranken!
Dir hat die ganze Welt das
Heil zu danken,
Drum auch zu uns dein Ohr in
Milde neige!
Zuflucht der Sünder! Die wir
sträflich feige,
Haltlos wie dünnes Schilfrohr
unstet schwanken,
Stets wieder in die
Sündenknechtschaft sanken –
O hilf! Reumüt’gem Flehn nicht
zürnend schweige!
Sieh auch herab, o Tröst’rin
der Betrübten,
Auf uns, die wallen noch im
Thal der Thränen?
Erbarm dich der Verlassnen,
Ungeliebten,
Die sich bedrängt, die sich
verachtet wähnen,
Der Schmerzgequälten und der
Leidgeübten:
Steh allen bei, die sich nach
Hilfe sehnen!
Du Hilfe der Christen,
bitte für uns!
Maria! Sei der Christen Hilf’
im Streiten,
Daß wir der Schlange Listen
nicht erliegen;
Mit starkem Mut laß uns den
Feind bekriegen,
In deiner Hut der Tugend Pfad
beschreiten!
Laß Christi Lehre siegreich
sich verbreiten,
Daß ab sie wehre stets des
Irrtums Lügen!
In lautrer Wahrheit laß die
Kirche siegen,
Laß sie zur Klarheit uns des
Himmels leiten!
Schirm du mit Macht der Kirche
Haupt und Glieder;
Sei hilfreich in Drangsal und
Beschwerde!
Laß uns in Eintracht lieben
hier als Brüder!
Wehr falscher Lehr träuf
Frieden auf die Erde,
Sei Schild und Wehr, halt alle
Spaltung nieder!
Gieb, daß bald sei ein Hirt
und eine Herde!
Du Königin der Engel,
bitte für uns!
Ein Engel war’s, der dir die
Botschaft brachte,
Daß Gott die Mutterwürde dir
verliehen;
Ein Engel warnte, mit dem Kind
zu fliehen,
Indem Herodes es zu töten
trachte.
Die Hirtenschar, die bei den
Schafen wachte,
Beschied ein Engel, nach dem
Stall zu ziehen,
Und Engel jauchzten
Jubelmelodieen,
Als dir vom Schoß das Kind
entgegenlachte.
Und als du starbst vor
Sehnsucht nach dem Sohne,
Nicht sollt’ Verwesung dein
Gebein erfahren:
Die Engel führten dich zu
Gottes Throne.
O hehres Weib! Zum Himmel
aufgefahren,
Gekrönt mit ew’ger Glorie
Strahlenkrone,
Du bist die Königin der
Engelscharen!
Du Königin der Patriarchen,
Du Königin der Propheten,
bitte für uns!
Die Patriarchen all der alten
Zeiten,
Die sehnsuchtsvoll auf die
Verheißung bauten,
Daß einst vom Himmel den
Messias tauten,
Sie ins erschlossne Paradies
zu leiten;
Die heil’gen Lehrer all, die
mit dem weiten
Prophetenblick in tiefe Fernen
schauten
Und den Erlöser, dem sie fest
vertrauten,
In gläub’ger Gotterleuchtung
prophezeiten –
Sie sahn in dir das Werkzeug,
gottberufen
Vom Vater, Sohn und Geist,
als, zu befreien
Die Menschheit, sie in dir das
Wunder schufen.
Jetzt stehen sie in
ehrfurchtsvollen Reihen
An deines Thrones goldbelegten
Stufen,
Als Königin dir ihren Dienst
zu weihen.
Du Königin der Apostel,
bitte für uns!
Des Herrn Apostel, die mit dir
verkehrten,
In dir der Tugend schönstes
Bild erblickten,
Die sich an deiner Schönheit
hochentzückten,
In dir des Herrn und Meisters
Mutter ehrten;
Die ihren Glauben an dem
deinen nährten,
Die sich an deiner Weisheit
Trost erquickten,
Daß alle Glaubenszweifel
gleich erstickten,
Wenn deine frommen Lippen sie
belehrten –
jetzt stehen sie vor aller
Heil’gen Chören,
Dem Meister nah, mit
goldverklärten Mienen,
Als ihre Herrscherin dich zu
verehren,
An deinem Thron, von
Sternenglanz umschienen,
Um deinen Ruhm durch ihren
Ruhm zu mehren,
Als ihrer Kön’gin ewig dir zu
dienen.
Du Königin der Märthyrer,
bitte für uns!
Im Trauerton sei dieser Sang
gesungen,
Die Harfe tönt in düsteren
Accorden:
bist Kön’gin ja der Märtyrer
geworden,
Seit an dem Holz dein Sohn hat
ausgerungen.
Als du sein Haupt, vom
Dornenkranz umschlungen,
Am Kreuz sahst ruhn und
tiergewordne Horden
Hinschlachten deinen Sohn und
fühllos worden –
Da hat das Schmerzensschwert
dein Herz durchdrungen.
O seht die Mutter an, die
leidensbleiche,
Den toten Eingebornen auf dem
Schoße,
Und saget, ob ein Schmerz dem
ihren gleiche!
Schmerzhafte Mutter, Märtyrin
du große!
Dein Herzleid meiner Seele
Schuld ausstreiche,
Daß Jesus beim Gericht mich
nicht verstoße!
Du Königin der Bekenner,
bitte für uns!
Sieh jene glanzgekrönte Schar
Gerechter,
Die rastlos in des Heilands
Dienst sich stellten
Und Liebe strengem Eifer
zugesellten:
Es sind des Glaubens mutige
Verfechter,
Freud’ge Bekenner, freud’ge
Weltverächter.
Des Danks Gefühle ihre Herzen
schwellten
Für dich, die Mutter war des
Herrn der Welten;
Sie waren deines Ruhmes treue
Wächter.
In Christi Heer auch ich
schwur deiner Fahne,
O Kön’gin der Bekenner,
Pflicht und Treue:
Im Kampfgewirr mit sichren
Ausweg bahne,
Und wenn befällt mich feige
Kampfesscheue,
Dann, starke Feldherrin, dann
mahne, mahne,
Daß ich ausharrend mich des
Siegs erfreue!
Du Königin der Jungfrauen,
bitte für uns!
Du bist die Königin, die
glänzend hehre
Der Tausende der lilienweißen
Scharen,
Die, unbefleckt geblieben in
Gefahren,
Folgen dem Lamm, wohin es
immer kehre,
Ein Lied anstimmend lichter
Engelsphäre,
Des Deutung Engel ihnen
offenbaren,
Weil sie auf Erden immer
Jungfraun waren:
O daß ich einst in dem Gefolge
wäre!
Doch Schuldbewußtsein meine
Seele peinigt:
So nimm mein Herz, zu heißer
Reu’ entflamm es,
Daß ich mit deinem Jesus
bleib’ vereinigt,
Ein fruchtbar Reis des wahren
Rebenstammes!
Dann wird das Lamm mich
weiden, denn gereinigt
Ist meine Seele in dem Blut
des Lammes.
Du Königin aller Heiligen,
bitte für uns!
Wer zählet sie, der Sel’gen
Millionen,
Die in den endlos weiten
Himmelshallen
Anbetend vor des Lammes Throne
wallen,
Jedes Geschlechts und Alters,
aller Zonen?
Ob Bettler einst, ob tragend
Königskronen –
Einfält’ge – Weise – Schwache,
die gefallen,
Die aber Reu’ entriß der Hölle
Krallen –
Wer zählet sie, die in den
Himmeln wohnen?
Kein sterblich Auge kann’s –
sie sind unzählig.
Als Kön’gin aller Heil’gen
dich umringen
All des Triumphzugs Heere,
unabsehlich,
Als Heilsmitwirkerin dir Dank
zu bringen.
Verleihe, daß auch wir
dereinst glückselig
Als unsrer Königin dir Hymnen
singen!
Du Königin,
ohne Makel der Erbsünde
empfangen,
bitte für uns!
Der überwinden sollt’ die
Macht der Schlangen –
Nach ew’gem Rate Gottes, des
Dreieinen,
Aus deinem Schoße solle er
erscheinen,
Der Held aus Juda, aller Welt
Verlangen.
Drum warst der Erbschuld Adams
du entgangen;
Denn Gottes Heiligkeit hieß es
verneinen,
Zu glauben, daß er dir sich
konnt’ vereinen,
Wärst du nicht selber
unbefleckt empfangen.
Isais Reis, vom Wurme
angenaget –
Solch Wunderrose konnt’ es
nimmer bringen.
Die einzig Eine drum Maria
raget
Hervor ganz rein, gefeit gen
Satans Schlingen,
An ihr allein des Drachen
Macht versaget:
Nur so konnt’ ihrem Schoß ein
Gott entspringen.
Du Königin des heiligen
Rosenkranzes,
bitte für uns!
Auf! Laßt von Rosen nun uns
Kränze schlingen
Mit Tau inbrünstger Andacht
sie besprengen
Ud an die goldnen Altarpfosten
hängen,
Daß Gottes Engel sie zur
Mutter bringen!
Laßt himmelwärts sich unsre
Herzen schwingen
Und in der Wechselchöre
ernsten Klängen
Das Herz der Mutter
unaufhörlich drängen,
Bis des Gebets Erfüllung wir
erringen!
Es wird’ des Engels Gruß, ein
goldner Faden,
der Rosen fünf je in ein
heilig Ganzes
Zu einem Kranzgeflecht von
fünf Dekaden:
Nimm diesen Ehrenschmuck, voll
schönsten Glanzes,
Aus den gefaltnen Händen an in
Gnaden,
Du Königin des heil’gen
Rosenkranzes!
wegnimmst die Sünden der Welt,
verschone uns, o Herr,
erhöre uns, o Herr,
erbarme dich unser!
Lamm Gottes, das du wegnimmst
unsre Schulden,
Durch deinen Tod, den du am
Kreuz erlitten,
Hast du des Vaters Gnade uns
erstritten:
Verschon uns du als Richter
einst in Hulden!
Lamm Gottes, das du wegnimmst
unsre Schulden,
Erhöre uns auf deiner Mutter
Bitten,
Woll’ unser, die auf
Sündenpfaden schritten,
Nachsichtig und barmherzig
dich gedulden!
Lamm Gottes, das du wegnimmst
unsre Sünden,
O mach uns frei, führ uns zu
allem Guten
Und laß in uns die Tugend fest
sich gründen!
Gedenk an deiner Wunden rote
Fluten!
Entreiß uns hier des bösen
Lasters Schlünden,
Bewahr uns dort vor ew’gen
Höllengluten!
Christe, erhöre uns!
Bevor im Tod die Wangen dein
erblassen,
Sprichst du zur Mutter unterm
Kreuzesstamme:
„Sieh deinen Sohn!“ O welche
Liebesflamme
Durchloht deion göttlich Herz!
Wer kann es fassen?
Du willst uns ohne Hilfe nicht
verlassen,
Daß wir nicht untergehn im
Sündenschlamme.
Lob, Preis und Dank sei dir,
dem Gotteslamme:
Du hast uns eine Mutter
hinterlassen!
O welch ein köstlich, welch
ein golden Erbe:
Wir sind geworden deiner
Mutter Kinder,
Daß sie fürbittend uns das
Heil erwerbe!
O Jesu Christ, du unser
Heilbegründer,
Hör unser Flehn: Kommt einst
der Tod, der herbe,
Erhöre uns, du
Todesüberwinder!
Christe, erbarme dich unser!
Herr, erbarme dich unser!
Laß, Vater, unser Flehn dich
nicht verdrießen:
Erbarm dich Evas Kinder, der
verbannten,
Die reuig sich an deine
Großmut wandten –
Laß uns Barmherzigkeit und
Trost genießen!
Woll’ deine Gnad’ in unsre
Herzen gießen,
Daß uns, die durch die
Botschaft des Gesandten
Wir deines Sohnes
Menschwerdung erkannten,
Aus seinem Sterben möge Heil
ersprießen!
Ja, woll’ durch deines Sohnes
bittre Leiden
Zur Gegenliebe unsre Herzen
rühren,
Daß wir fortan der Sünde
Bosheit meiden.
Schließ auf durch Christi
Kreuz die Himmelsthüren
Und wolle uns, wenn wir vom
Leben scheiden,
Zur Herrlichkeit der
Auferstehung führen!
Vater unser.
O Vater, der von ew’gem Licht
umwoben
Du thronst im Himmel, dem
unendlich weiten,
Laß deinen Namen uns, den
benedeiden,
In kindlich frommer Furcht
anbetend loben.
Bis du zu deiner Glorie uns
erhoben,
Woll’ gnädig uns zu deinem
Reich geleiten.
Dein heil’ger Will’ gescheh’
zu allen Zeiten
Hier auf der Erden, wie im
Himmel droben!
Das nöt’ge Brot, gieb’s alle
Tag und heute.
Vergieb, wie wir den
Schuldnern gern verzeihen,
Uns unsre Sündenschuld, die
tiefbereute.
Und laß uns deine Gnade
angedeihen,
Daß wir nicht werden der
Versuchung Beute.
Vom Bösen aber wolle uns
befreien.
Gegrüßet seist du, Maria.
Maria, du Holdsel’ge, sei
gegrüßet !
Mit Himmelsschätzen bist du
reich beladen;
Die Ströme aller überird’schen
Gnaden
Der ew’ge Gott in deine Seele
gießet,
Daß sie von allem Segen
überfließet.
Gott ist mit dir auf allen
deinen Pfaden.
Gesegnet du, die frei vom
Sündenschaden,
Die Frucht gesegnet, die dein
Leib umschließet!
O Mutter Gottes, sieh auf
deine Kinder!
Halfst allen noch, die
Zuflucht zu dir nahmen:
So hilf auch heute mildreich uns
nicht minder!
Wir preisen dich und deinen
heil’gen Samen!
O bitt, Maria, für uns arme
Sünder
Derzeit und in der
Todesstunde! Amen.
etc.
Maria, unter deinen Schutz wir
fliehen,
Du unser Trost und Schild und
starke Feste!
Freistätt’ gewährst den
Sündern du, die beste:
Denn große Macht hat dir der
Herr verliehen.
Verschmäh uns nicht! Wir beten
auf den Knieen:
Wend ab all Not und Leibs- und
Seelgebreste,
Erlöse uns, dein Volk, das
leidgepreßte,
Woll’ allen Fährden hilfreich
es entziehen!
Und wenn der jüngste Tag sich
endlich lichtet,
Der Richter kommt, das Urteil
uns zu fällen,
Versöhn uns ihm, daß er uns
gnädig richtet.
Laß meine letzte Hoffnung
nicht zerschellen,
Empfiehl uns ihm, wenn er die
Menschen sichtet,
Laß, Mittlerin, ihn uns zur
Rechten stellen!
Zueignung.
Hier lege ich mein Lied in
deine Hände!
Von frommer Kindesliebe heiß
durchdrungen,
Hab’ ich’s allein zu deinem
Ruhm gesungen;
Daß es dein gnädig
Wohlgefallen fände!
Es dämmert schon – das Leben neigt
zu Ende,
Mein Saitenspiel hat bald nun
ausgeklungen.
Doch eh die letzte saite
schrill zersprungen,
Nur einen Liedeslohn mir
liebreich spende:
„Dein Mutteraug’ mög’ mir den
Tod versüßen,
Und will zum Sang der
Liedermund erlahmen,
Laß mich im Sterbeseufzer dich
noch grüßen,
Noch einmal sprechen deinen
heil’gen Namen!
Ja, wenn im Tod sich meine
Augen schließen,
Verhauch’ es leis: Ave Maria!“
- Amen.